Montag, 27. Oktober 2014

BMW Frankfurt Marathon 2014

Es ist vollbracht, ich habe die Saison mit einem wunderbaren Lauf in Frankfurt abgeschlossen.

Auf dem Weg zum diesjährigen Frankfurt-Marathon gab es einige Höhen und Tiefen, wobei die Tiefen stärker ausgeprägt waren. Ich wollte eine sehr lange Saison mit einem schönen Marathon beenden, die hart erarbeitete Form noch einmal nutzen.
Im August sollte die spezifische Marathonvorbereitung beginnen, ich habe 2 lange Läufe (30 und 33km) absolvieren können, bevor es im September noch einmal in 3 Wettkämpfe ging. Zwei Triathlons und ein Halbmarathon standen an. Beim Halbmarathon in Saabrücken merkte ich, dass ich in einer absoluten Topform bin, stellte eine eigene persönliche Bestzeit auf und war voller Hoffnung für die anstehende Marathonvorbereitung. Doch die Hoffnung war getrübt, zwischen den Wettkämpfen merkte ich schon, dass mein Körper länger für die Regeneration nach den harten Belastungen benötigte als bisher üblich. Nach dem Halbmarathon entschied ich mich also eine etwas längere Ruhephase einzulegen und weniger zu laufen. Immer wieder kamen Probleme in den Beinen, die mich zu einer noch längeren Pause und damit zum Verzicht auf lange Läufe, die essentiell für den Marathon sind, zwangen.

Nachdem ich die folgenden zwei Wochen nach dem Halbmarathon lediglich insgesamt etwas mehr als 50km laufen konnte (normal wären hier über 80km pro Woche), suchte mich zu allem Überfluss eine dicke Erkältung heim und meine Geduld war gefordert. Erst 2 Wochen vor dem anstehenden Marathon konnte ich wieder ins Lauftraining einsteigen. Aber in diesen 2 Wochen kann man natürlich nicht mehr von richtigem Training sprechen. Die gute Form, die ich noch in Saarbrücken hatte, war verschwunden und es galt für mich: Schadensbegrenzung. Ich machte nur noch wenige Läufe, alles im Grundlagentempo. Ich musste einfach meinem Körper signalisieren, dass ihn noch etwas erwartet, mehr war auch nicht drin. In dieser Phase spielte ich sehr oft mit dem Gedanken mich vom Marathon wieder abzumelden. Aber ich entschied mich zu starten. Jedoch das erste mal für ohne Zeitvorgabe, einfach nach Gefühl. Ich wollte nur den Lauf genießen und möglichst ohne Gehpausen ankommen. Ich dachte mir, es sei mental eine gute Vorbereitung für den Ironman.

kurz vorm Start mit Tobi
Gestern war es also soweit, ich stand mal wieder am Start des BMW Frankfurt Marathons. Es war das perfekte Laufwetter, angenehm kühl und trocken! Ich liebe die Atmosphäre in Frankfurt. Im Börsenviertel seine Runden zu drehen hat was. Der Start war um 10 Uhr, nach einer Nacht mit Zeitumstellung eine sehr gute Uhrzeit um ausgeschlafen zu sein. Die ersten Kilometer durchs Zentrum vergingen wie im Flug und ich fühlte mich gut. Nach 15km kam einer kleiner Tiefpunkt, meine Beine wurden schwer… Jetzt schon? Es galt da noch über 27km zu überwinden! Aber dieses Gefühl legte sich nach 2km zum Glück wieder und meine Beine fühlten sich normal an. Ich lief wie geplant komplett nach Gefühl, die Pace war mir egal, lediglich dem Puls schenkte ich ab und an Beachtung, nur um nicht Gefahr zu laufen, das ganze zu schnell anzugehen. Ich konnte den Lauf richtig genießen, ich habe Teile der Strecke so intensiv wahrgenommen, dass ich mich oft gefragt habe "bin ich hier jemals langgelaufen?". Ja, bin ich, die Strecke hat sich in den letzten Jahren nicht geändert. Das war eine ganz neue, schöne Erfahrung für mich. 

Die Halbmarathonmarke passierte ich in 1:42:32, was für mich sehr zufriedenstellend war. Und ich fühlte mich super! Aber der harte Teil des Marathons lag ja noch vor mir. Die letzten 10km sind schließlich die schwierigsten. Ab KM 28 bis ca. KM 33 war ich wie im Rausch, ich erlebte sehr intensiv den Runner's High. Ich fühlte mich gut, sehr gut. Meine Beine waren locker, ich hatte das Gefühl mich könne nichts mehr aufhalten. Normalerweise fangen hier die ersten Beschwerden an, aber nein, nicht jetzt, ich konnte problemlos mein Tempo halten. Einen interessanten, lustig geschriebenen Artikel zum Runner's High könnt ihr hier lesen: http://www.fox-trails.com/2014/10/22/das-runners-high/

Nach 33km war es dann vorbei, schlagartig. Ich war auf dem Boden der Tatsachen zurück, erst jetzt wurde mir bewusst, was die letzten Kilometer passiert war. Nun merkte ich dann doch meine Oberschenkel, aber ich konnte noch sehr gut das Tempo halten! Ich fühlte mich immernoch recht gut. Nach gut 36km gehts dann endlich wieder ins Zentrum, hier ist mehr Stimmung und man wird abgelenkt.

kurz vor KM 37
Nach 37km wurde es dann aber richtig hart. Ich konnte mein Tempo nicht mehr halten, meine Oberschenkel schmerzten. Nun hieß es: Bloß nicht gehen!! Ich verringerte mein Tempo, konnte ohne Gehpausen weiterlaufen. Aus Erfahrung weiß ich, wenn man hier nachgibt, wars das! Man geht, nicht nur einmal, immer öfter und immer länger… Wenn man das Schild für Kilometer 40 sieht, weiß man, dass man es eigentlich schon geschafft hat. Die letzten 2km gehen dann recht schnell rum. Auf der letzten Geraden ist nochmal richtig viel los, die Zuschauer feuern einen an, applaudieren! Es ist einfach herrlich. Und dann biegt man in Frankfurt in die Festhalle ab und läuft auf dem roten Teppich ins Ziel. Es is ein unbeschreibliches Gefühl. Man vergisst die Qualen der letzten Kilometer und fühlt sich nur noch super! Es ist geschafft, nach 3:27:53 durchquerte ich den Zielbogen, mit einer neuen persönlichen Bestzeit. Ich war überglücklich!

Im Nachhinein war ich erstaunt, wie gut ich den Marathon durchgestanden hatte! Die lange Saison, die vielen Kilometer auf dem Rad, die vielen Kilometer Laufen und auch die ganzen Wettkämpfe haben dann doch dafür gesorgt, dass ich den Marathon gut überstehe, auch wenn die letzten Wochen vorher nicht so optimal liefen.

Und jetzt? Jetzt freue ich mich auf 4 Wochen Regeneration. Ich werde zweimal wöchentlich schwimmen gehen, das tut dem Körper gut und belastet nicht. Ein bisschen Stabitraining, evtl 1-2 mal pro Woche 20 bis max. 40 Minuten laufen gehen und, wenn die Lust da ist, ne kurze Radeinheit. Aber all das ohne Zwang, ohne Plan, locker und nur wenn ich wirklich Lust habe. Ab Dezember geht es dann los mit der Ironmanvorbereitung. Dafür muss ich sowohl körperlich als auch mental frisch sein.


Stay tuned!

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